Noch einmal: Die Global Cultural Assembly – Entwicklungen 2025

Shownotes

Noch einmal: Die Global Cultural Assembly – Entwicklungen 2025

In der ersten Folge von „Gegen die Gewohnheit“ haben wir Euch von den Plänen für eine Global Cultural Assembly berichtet: Mehr als 80 Internationale Partnerinnen des Ethnologischen Museums, des Museums für Asiatische Kunst und des Humboldt Forums waren 2022 und in kleinerer Besetzung 2023 in Berlin und haben mit den Museumsmenschen diskutiert, wie die Institutionen gerechtere Räume für Menschen aus den Herkunftsgesellschaften der Cultural Belongings und der Diaspora werden können. Nun hat im Juni 2025 die geplante Global Cultural Assembly im Humboldt Forum stattgefunden und die Weichen gestellt für eine dauerhafte, nachhaltige und echte Zusammenarbeit der internationalen Expertinnen mit den Akteuren im Humboldt Forum. Geplant wurde diese Neuauflage der GCA von der sogenannten Preparatory Group. Zur Mitte der Konferenzwoche haben uns vier ihrer Mitglieder einige Fragen zu ihrer Arbeit beantwortet und Ausblick gegeben auf das, was sie sich für die nächsten Jahre erhoffen.

Gesprächspartner*innen in der Reihenfolge ihres Auftritts:

● Augustine Moukodi ist Autorin, Regisseurin und Produzentin aus Kamerun. Sie forscht zur Kolonialgeschichte und ist General Secretary des kamerunischen Arms der Worlds Association of Cultural Actresses zur Stärkung der Rolle von Frauen in der Kulturwelt.

● Feride Funda Gençaslan ist Vorsitzende des Sufi-Zentrum Rabbaniyya, Europäisches Zentrum für Sufismus und interreligiöse Begegnungen e. V. und Co-Kuratorin im Modul „Mystische Dimensionen des Islam“ im 3.OG der Ethnologischen Sammlungen im Humboldt Forum.

● Fabiano Kueva ist ein ecuadorianischer Künstler und Kurator, der für seine kritische und dekoloniale Dekonstruktion von Alexander von Humboldt bekannt ist.

● Achiles Bufure ist Direktor des National Museum & House of Culture in Dar Es Salaam, Tansania.

Augustine Moukodi wurde im Deutschen gesprochen von Gabriele Blum; Fabiano Kueva wurde im Deutschen gesprochen von Julian Mehne; Achiles Bufure wurde im Deutschen gesprochen von Benito Bause.

Weitere Informationen:

Pressemitteilung der Stiftung Humboldt Forum

Ankündigung der Global Cultural Assembly im Juni 2025

#1 Gegen die Gewohnheit: Die Global Cultural Assembly

The Global Cultural Assembly revisited – 2025 developments

In the first instalment of “Going against the grain”, we told you about the plans for a Global Cultural Assembly: more than 80 international partners of the Ethnologisches Museum, the Museum für Asiatische Kunst and the Humboldt Forum had been in Berlin in 2022 and in smaller numbers in 2023 to discuss with museum people how the institutions can become more equitable spaces for people from the societies of origin of the Cultural Belongings and the diaspora. The planned Global Cultural Assembly took place at the Humboldt Forum in June 2025 and set the course for a lasting, sustainable, and genuine collaboration between international experts and the Humboldt Forum's players. This new edition of the GCA was planned by the so-called Preparatory Group. In the middle of the conference week, four of its members answered some questions about their work and gave us an outlook on what they hope to achieve in the coming years.

Interview partners in the order of their appearance:

● Augustine Moukodi is an author, director and producer from Cameroon. She researches colonial history is General Secretary of the Cameroonian branch of the der Worlds Association of Cultural Actresses for the empowerment of women in the cultural world.

● Feride Funda Gençaslan is chairwoman of the Sufi centre Rabbaniyya, European Centre for Sufism and Interreligious Encounters e. V. and co-curator of the section “Mystic dimensions of Islam” on the 3rd floor of the ethnological collections in the Humboldt Forum.

● Fabiano Kueva is an Ecuadorian artist and curator known for his critical and decolonial deconstruction of Alexander von Humboldt.

● Achiles Bufure is director of the National Museum & House of Culture in Dar Es Salaam, Tanzania.

Augustine Moukodi was dubbed in German by Gabriele Blum; Fabiano Kueva was dubbed in German by Julian Mehne; Achiles Bufure was dubbed in German by Benito Bause.

Further information:

Pressemitteilung der Stiftung Humboldt Forum

Ankündigung der Global Cultural Assembly im Juni 2025

#1 Gegen die Gewohnheit: The Global Cultural Assembly

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Katharina Erben: Gegen die Gewohnheit.

Anna Schäfers: Der Podcast zu neuen Formen der Zusammenarbeit im Ethnologischen Museum und im Museum für Asiatische Kunst Berlin.

Augustine Moukodi: Aujourd’hui, nous voulons passer de la table de discussion à la table des décisions. Voice Over: Wir wollen heute uns vom Gesprächstisch an den Entscheidungstisch bewegen.

Feride Gençaslan: Es ist ein Funke Hoffnung. Und Hoffnung ist fürs Überleben essentiell.

Anna Schäfers: Ich bin Anna Schäfers, Kuratorin für Text und Sprache beim Projekt „Das Kollaborative Museum“.

Katharina Erben: Und ich bin Katharina Erben, freiberufliche Kulturredakteurin.

Anna Schäfers: Für die erste Folge dieses Podcasts haben wir im November 2023 mit Teilnehmer*innen einer internationalen Konferenz im Humboldt Forum gesprochen. Diese Konferenz war die Grundlage für das Zusammentreffen der GCA im Juni 2025, der Global Cultural Assembly, über das wir heute berichten wollen. Wir haben Mitglieder der GCA, die auch in der ersten Folge schon bei uns zu Gast waren, für die heutige Folge wiedergetroffen und befragt.

Katharina Erben: Zur Erinnerung: Was ist diese GCA überhaupt? Feride Gençaslan, Vorsitzende des Sufi-Zentrums Rabbanyya, fasst zusammen:

Feride Gençaslan: Die Global Cultural Assembly hat sich 2022 bei der letzten Eröffnungsfeier des Humboldt Forums zusammengetan aus 80 internationalen Partnern und Partnerinnen, die im Zusammenhang der ethnologischen Sammlungen nach Berlin zur Eröffnung gekommen sind und einige Programme angeboten haben, sich aber auch sehr über Inhalte, Fragen zu Dekolonialisierung und anderen Themen im Bereich der Museologie und der Sammlungen ausgetauscht haben. Und wir haben dann gemeinsam eine Deklaration verfasst, das sogenannte Dignity-Paper, Würde, Transparenz und Kontinuität, und daraus ist unsere Assembly, unser Kollektiv, dann quasi entstanden. Und wir versuchen, Kontinuität zu wahren.

Anna Schäfers: Damals wie heute war auch Tina Moukodi dabei, kamerunische Autorin, Regisseurin und Kolonialhistorikerin. Sie hat eine poetische Definition davon, was die GCA ist:

Augustine Moukodi: L’Assemblée culturelle globale, pour moi, c’est une conversation entre les héritiers des objets et entités conservés dans les musées occidentaux, et les détenteurs actuels de ces patrimoines. Ces héritiers rencontrent donc ceux qui possèdent ces objets afin de discuter de leur avenir au sein des musées occidentaux. Voice over: Die Global Cultural Assembly ist für mich eine Unterhaltung zwischen den Erb*innen der Cultural Belongings, die sich in westlichen Museen befinden, und den Besitzer*innen dieser Belongings. So treffen die Erb*innen diejenigen, die ihre Cultural Belongings besitzen, um über die Zukunft dieser Entitäten in westlichen Museen zu diskutieren.

Katharina Erben: Thematisch vorbereitet wurde das Treffen von Leuten aus den Berliner Museen und dem Humboldt Forum und einer siebenköpfigen Preparatory Group aus der GCA. Vier Menschen dieser Preparatory Group hört ihr hier im Podcast. Sie verkörpern die „Kontinuität“, die bei der Eröffnung des Humboldt Forums in dem Paper „Würde – Transparenz – Kontinuität“ als Ziele der GCA formuliert wurden.

Anna Schäfers: Erste Ergebnisse aus der Arbeit der Preparatory Group sind Änderungen auf den Besucher*innenflächen des Humboldt Forums: Seit September 2024 gibt es dort einen GCA-Raum mit einem „Tree of Hope“. Dazu Tina:

Augustine Moukodi: Maintenant, au-delà de cela, nous avons aussi pu obtenir auprès du Humboldt Forum un espace, le GCA Room, qui est un espace d’expression de toutes les communautés du monde qui sont dans ce que nous appelons le GCA, parce que l’idée n’est pas de créer un espace pour faire d’autres exhibitions, mais plutôt d’avoir un espace où on se réunit, digitalement aussi, et où on discute des questions qui nous concernent. Mais ce n’était pas facile d’arriver à cette étape-là parce que le bâtiment est très strict en ce qui concerne la sécurité. Nous voulions quelque chose qui montre une image commune de tous les membres du GCA et c’est une plante que nous avons choisie. Mais cette plante-là, comme elle est organique, il était difficile pour les responsables du musée d’admettre qu’elle soit dans cette salle. Et ça, c’est la première victoire que le groupe préparatoire a réussi auprès du Humboldt Forum d’avoir cette plante, même si elle est dans un bocal. Voice over: Wir haben vom Humboldt-Forum einen Raum erhalten, den GCA Room, in dem sich alle Gemeinschaften der Welt, die in der GCA mitmachen, ausdrücken können. Die Idee ist nicht, einen Raum für andere Ausstellungen zu schaffen, sondern vielmehr einen Raum, in dem wir uns treffen, in dem wir auch digital arbeiten und in dem wir über Themen diskutieren können, die uns betreffen. Es war allerdings nicht einfach, diesen Schritt zu gehen, da das Gebäude sehr streng in Bezug auf die Sicherheit ist. Wir wollten etwas, das ein gemeinsames Bild aller GCA-Mitglieder zeigt, und wir haben uns für eine Pflanze entschieden. Da diese Pflanze aber organisch ist, war es für die Museumsleitung schwierig zuzulassen, dass sie in diesem Raum steht. Und das ist der erste Sieg, den die Preparatory Group beim Humboldt Forum errungen hat, diese Pflanze zu bekommen, auch wenn sie in einem Glasbehälter lebt.

Katharina Erben: Bei dem Treffen im Juni 2025 war eines der diskutierten Ziele, die Arbeit der GCA durch eine kontinuierliche Präsenz in den Museen und im Humboldt Forum zu verstetigen, beispielsweise in Form einer Botschaft, einer Embassy. Fabiano Kueva aus Ecuador bringt es folgendermaßen auf den Punkt:

Fabiano Kueva: Entonces hemos creído que este proceso que va a crear esta entidad, que es la Embajada, que para nosotros es una convertir una autoridad, construir autoridad, autoridad en el sentido de que tiene un reconocimiento institucional y que también tenga un reconocimiento social, no solo fuera de Alemania, sino también en Alemania. Es una preocupación que tenemos y la única manera de sostener es que estos delegados se conviertan en miembros y que esos miembros conformen una red de trabajo. Voice over: Wir glauben, dass dieser Prozess, der in die Gründung einer Botschaft mündet, für uns eine Autorität schaffen wird. Eine Autorität in dem Sinne, dass sie institutionelle Anerkennung, auch soziale Anerkennung aufbaut, nicht nur außerhalb Deutschlands, sondern auch in Deutschland. Es ist uns ein Anliegen, und der einzige Weg dieses Anliegen aufrechtzuerhalten, ist, dass die Delegierten zu Mitgliedern werden und dass diese Mitglieder ein Netzwerk bilden.

Anna Schäfers: Statt eines Delegiertenstatus, wie beim letzten Treffen zur Eröffnung 2022, sollen die Teilnehmenden der CGA nun also zu echten Mitgliedern werden. Mitglieder, die langfristig miteinander und den Institutionen in Berlin gegenüber verbunden bleiben, und zwar in Form einer Botschaft der GCA im Humboldt Forum. Ein Schritt in diese Richtung ist die neue Reference Group, die während der Konferenz im Juni 2025 gegründet wurde und die die GCA der Stiftung Humboldt Forum gegenüber demokratisch vertritt. Dazu Achiles Bufure, Museumsdirektor aus Tansania.

Achiles Bufure: Tumeweka mifumo ya aina mbalimbali kwa ajili yetu kuelewana. Tumeileta mifumo hii kwenye jumuiya kubwa ili iweze aidha kuibariki au kuichambua na kutupa maoni yao kuhusiana na hii mifumo, lakini baada ya mkutano wetu kitaundwa Kikundi Rejea (Reference Group) kingine kitakacho chukua kazi hizi ambazo tulikuwa tunafanya kuzipeleka mbele ili ziweze kuwa na matunda makubwa zaidi kwa dunia. Voice over: Wir haben verschiedene Systeme für unser gegenseitiges Verständnis entwickelt. Wir haben dieses System der GCA vorgestellt, damit sie es entweder gutheißen oder analysieren und uns ihre Meinung dazu mitteilen kann. Nach unserem Treffen wird sich eine neue Reference Group bilden, um unsere Arbeit voranzutreiben und einen größeren Nutzen für die Welt zu erzielen.

Katharina Erben: Diese Bildung einer Reference Group mit Mandat ist wichtig, denn, so Tina:

Augustine Moukodi: Aujourd’hui, nous voulons passer de la table de discussion à la table des décisions. Voice over: Wir wollen heute uns vom Gesprächstisch an den Entscheidungstisch bewegen.

Anna Schäfers: Aber wie setzt sich die Reference Group zusammen? Dazu nochmals Fabiano und Feride:

Fabiano Kueva: El grupo de referencia está pensado un poco por regiones, que son las regiones en las que se han constituido las colecciones, intentando tener un equilibrio geográfico que tenga representantes de África, de América Latina, que tenga de Asia, de Oceanía, intentando que el grupo de referencia que vamos a crear esta semana tenga un poco más de equilibrio que el grupo que nosotros fuimos. Voice over: Die Referenzgruppe ist ein wenig nach Regionen gegliedert, das heißt nach den Regionen, aus denen die Sammlungen angelegt sind. Wobei wir versuchen, ein geografisches Gleichgewicht mit Vertreter*innen aus Afrika, Lateinamerika, Asien und Ozeanien zu erreichen, um sicherzustellen, dass die Referenzgruppe, die wir diese Woche bilden werden, etwas ausgewogener ist als die Gruppe, die wir bisher hatten.

Feride Gençaslan: Und wir haben auch gemerkt, es ist einfach sehr komplex. Was für den globalen Süden gilt, gilt nicht für Nordamerika oder Zentralasien. Und wie können wir aber regionale Bedarfe decken und gleichzeitig eine gemeinsame Stimme, eine gemeinsame Richtung und Strategie entwickeln? Und ich denke, dass wir sehr zielgerichtet gearbeitet und auch uns auf die Suche nach Delegierten gemacht haben und jetzt auch sehr strukturiert an bestimmten Themen arbeiten, die vor allem auch als Ausgangspunkt das Humboldt Forum hat. Weil hier hat alles angefangen, hier kamen die Ideen für eine Global Cultural Embassy, und wir müssen nun schauen, dass wir wie unser Tree of Hope in unserem GCA-Raum die Wurzeln im Humboldt Forum quasi hat und nach außen, aus dem Schaufenster heraus, in die weite Welt in alle Richtungen sich bewegt und aus dieser Assembly eine Bewegung wird, die man auch in anderen Museen etablieren kann, weil sie einfach das nachmachen müssen. Eine Indigene Präsenz von Herkunftskulturen kann nicht nur in Deutschland eine große Rolle spielen, sondern in allen westlichen Museen.

Katharina Erben: Die GCA denkt also über das Humboldt Forum hinaus. Was sind Herausforderungen, vor denen die neue Reference Group jetzt steht, als internationale Bewegung und als Partnerin der Stiftung Humboldt Forum, des Ethnologischen Museums und des Museums für Asiatische Kunst?

Feride Gençaslan: Wir möchten Kontinuität, indem wir auch Strukturen verändern, Mitspracherecht bekommen, die Herkunftskulturen, deren Kulturgut ausgestellt wird, die oftmals spirituelle, religiöse, einfach traditionelle Inhalte repräsentieren und oftmals nicht würdevoll genug oder nicht entsprechend der Tradition ausgestellt werden. Dafür braucht man permanente Präsenz im Haus, permanenten Zugang zu den Beständen, zu den Sammlungen und Mitspracherecht und Mitentscheidungsrecht, und da muss man strukturell arbeiten.

Anna Schäfers: Wie schon im Dignity-Paper 2022 formuliert, ist Kontinuität ein wichtiges Ziel der GCA. Und gleichzeitig ist Kontinuität zu wahren auch innerhalb der Assembly eine praktische Herausforderung. Wie lässt sie sich herstellen? Was steht ihr im Wege? Dazu Fabiano:

Fabiano Kueva: Creo que también un desafío es poder trabajar de manera remota. Nosotros hemos tenido muchísimas horas de reuniones por zoom y la verdad, sostener el trabajo por vía zoom es muy difícil. La gente necesita encontrarse y muchas discusiones que hemos tenido durante seis meses se resuelven en un día cuando nos encontramos. Entonces, creo que balancear el trabajo presente con el trabajo en línea también es otro desafío para sostener la red. Voice over: Ich denke, eine weitere Herausforderung ist es, aus der Ferne zu arbeiten. Wir haben viele Stunden in Sitzungen via Zoom verbracht, und die Wahrheit ist, dass es sehr schwierig ist, die Arbeit via Zoom aufrechtzuerhalten. Die Leute müssen sich treffen. Viele Diskussionen, die wir sechs Monate lang geführt haben, werden an einem Tag gelöst, wenn wir uns treffen. Ich denke also, dass der Ausgleich zwischen Präsenzarbeit und Online-Arbeit eine weitere Herausforderung für die Aufrechterhaltung des Netzwerks darstellt.

Katharina Erben: Was sind inhaltliche Ziele und Herausforderungen, wenn es darum geht, die GCA kontinuierlich nach außen zu repräsentieren?

Fabiano Kueva: Creo que ahí el desafío es sostener y también paulatinamente ir construyendo una autoridad que también sea reconocida, que esté reconocida por la UNESCO, que esté reconocida por la ICOM, por las instituciones culturales regionales, para que de alguna manera se valore el trabajo y sobre todo más que el trabajo, la perspectiva que propone GCA, que es un trabajo crítico sobre las colecciones. Nosotros pensábamos qué diferencia tener una credencial de ICOM, de tener una credencial del GCA, y si construimos esa validación y es que los profesionales o los activistas, la gente que está vinculada al GCA viene ya con un input crítico y que tiene cierto conocimiento sobre protocolos. Entonces creo que generar una autoridad crítica se puede decir, creo que es un desafío muy grande para los próximos años. Voice over: Ich denke, die Herausforderung besteht darin, eine Autorität aufrechtzuerhalten und allmählich aufzubauen, die auch von der UNESCO, von der ICOM und von regionalen Kultureinrichtungen anerkannt wird, so dass die Arbeit in gewisser Weise geschätzt wird. Und zwar mehr noch als die von der GCA vorgeschlagene Perspektive, die eine kritische Arbeit an den Sammlungen ist. Wir haben über den Unterschied zwischen einem ICOM-Zertifikat und einem GCA-Zertifikat nachgedacht, und dass die Fachleute oder die Aktivist*innen, die Leute, die mit der GCA verbunden sind, wenn wir ein solches GCA-Validierungszertifikat entwickeln, einen kritischen Beitrag leisten und ihr Wissen in Protokollen oder Vorgehensempfehlungen einbringen können. Ich denke also, dass die Schaffung einer kritischen Autorität eine sehr große Herausforderung für die kommenden Jahre darstellt.

Anna Schäfers: Bereits in der Vorbereitung des diesjährigen Treffens der GCA war Präsenz auf Ebene der Direktor*innen der Stiftung Humboldt Forum und der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, zu der das Ethnologische Museum im Humboldt Forum gehört, ein wichtiges Anliegen. Diese Präsenz könnte beispielsweise die bereits erwähnte Botschaft sein, erklärt Feride:

Feride Gençaslan: Ich denke, wir sind da schon in guten Gesprächen mit den Direktoren der jeweiligen Institutionen, die uns auch versprochen haben, dass sie nicht in Projekten denken, sondern auch an eine permanente Präsenz des GCA oder der Botschaft in diesem Haus. Botschaft ist ein sehr starkes Wort, wovon wir uns sehr viel erhoffen. Botschaftsstatus zu haben hier im Humboldt Forum würde nämlich bedeuten, Mitspracherecht und auch Mitentscheidungsrecht zu bekommen. Und wir sind dem, glaube ich, durch die Etablierung, dass es doch mehr als nur ein Projekt ist, schon viel näher gekommen.

Katharina Erben: Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, zu der das Ethnologische Museum und das Museum für Asiatische Kunst gehören, hat in ihrem Beirat bereits ein Mitglied der Preparatory Group aufgenommen. Und auch Feride hat einen Posten bekommen.

Feride Gençaslan: Ich sitze im Auftrag repräsentativ für das GCA im Kuratorium der Stiftung Humboldt-Forum. Ist natürlich sehr repräsentativ, aber ist schon mal ein Fuß im Haus. Wenn man einen Fuß im Haus hat, bedeutet das, dass man mit dem zweiten nachziehen kann, sich näher kommt und vielleicht auch noch einen Sitzplatz bekommt.

Anna Schäfers: Fabiano hofft, dass die GCA Standards für Museumsarbeit generell setzen kann, über Deutschland hinaus. Die GCA ist ein Experiment mit Beispielcharakter. Sie könnte Protokolle und Empfehlungen erarbeiten, wie man Restitutionen gestaltet oder kollektiv kuratiert:

Fabiano Kueva: Por ejemplo, yo pienso que las grandes colecciones sobre América Latina están en España, pero los museos españoles no tienen la misma apertura que los de aquí o el Humboldt Fórum. Entonces creo que ahí el GCA se vuelve importante porque es un experimento. Yo creo que tiene un componente muy experimental que puede ser muy valioso para compartir con otros museos. Por eso creo que uno de los objetivos del GCA como Asamblea y del GCA y de la embajada es generar protocolos. Es como hacer las cosas, si es que estamos hablando de devolución, de restitución. Cómo va a ser ese protocolo, cómo los procesos de curaduría colectiva o de curaduría participativa o de curaduría con comunidades deben darse. Entonces, creo que nuestro trabajo es generar un marco de referencia que se pueda compartir. Creo que nuestro trabajo no es hacer pequeñas cosas, que no está mal hacer pequeñas cosas, pero creo que el gran aporte que podemos tener es hacer metodología. Hacer protocolos que cuando funcionen aquí pueden funcionar en Bélgica, pueden funcionar en en otro país, pueden funcionar en Suecia, pueden funcionar en España. Creo que eso es lo mejor que podemos aportar. Voice over: Ich denke zum Beispiel, dass sich die großen Sammlungen zu Lateinamerika in Spanien befinden, aber die spanischen Museen haben nicht die gleiche Offenheit wie die hiesigen Museen oder das Humboldt Forum. Daher denke ich, dass die GCA hier wichtig ist, weil sie ein Experiment ist. Ich denke, sie hat eine experimentelle Komponente, die sehr wertvoll sein kann, um sie mit anderen Museen zu teilen. Deshalb denke ich, dass eines der Ziele der GCA als Versammlung und der GCA und der Botschaft darin besteht, Protokolle zu erstellen. Es geht darum, wie wir vorgehen, wenn wir über Restitution, Rückgabe sprechen. Wie dieses Protokoll aussehen soll, wie die Prozesse des kollektiven Kuratierens oder des partizipativen Kuratierens oder des Kuratierens mit den Gemeinschaften ablaufen sollen. Unsere Aufgabe ist es also, einen Bezugsrahmen zu schaffen, der gemeinsam genutzt werden kann. Ich glaube nicht, dass es unsere Aufgabe ist, kleine Dinge zu tun. Es ist nicht schlecht, kleine Dinge zu tun, aber ich denke, der große Beitrag, den wir leisten können, ist, Methodologie zu schaffen. Die Erstellung von Protokollen, mit denen man in Belgien, in einem anderen Land, in Schweden oder in Spanien arbeiten kann. Ich denke, das ist der beste Beitrag, den wir leisten können.

Katharina Erben: Tina wünscht sich einerseits eine echte Einbeziehung der GCA in die thematische Arbeit im Humboldt Forum und in den Museen, andererseits nachhaltigere, umfangreichere Formen der Verhandlung über die Gegenstände in den Berliner Sammlungen, nicht nur mit Staaten, sondern mit den Herkunftsgesellschaften dieser Gegenstände selbst.

Augustine Moukodi: La première question était est-ce qu’à travers ce projet-ci, cette institution nous montre qu’elle est prête à donner l’exemple et à mener les musées du monde vers un dépassement des contenus basés sur des programmes consultatifs et curatoriaux, parce que vous savez que jusqu’à présent, lorsque nous sommes invités, c’est pour venir être des curatrices sur des thématiques qui sont déjà définies ou des programmes qui sont déjà définis. Est-ce qu’aujourd’hui cette collaboration va nous amener à dépasser cette étape-là et être à la base de la proposition des thématiques qui seront traitées dans le cadre de ces programmes? Et la deuxième question est, est-ce que cette institution nous montre aujourd’hui qu’elle s’inscrit dans une nouvelle façon de travailler ensemble en considérant qu’au-delà des États, les communautés qui sont les véritables héritières des entités présentes dans ces musées occidentaux et qui sont d’ailleurs les propriétaires de ces entités-là peuvent s’asseoir sur la même table que les actuels détenteurs de ces entités pour prendre des décisions ensemble. Est-ce que cette collaboration va nous donner les réponses à ces deux questions? Voice over: Die erste Frage war, ob diese Institution den Museen der Welt beispielhaft vorangehen und beratende und kuratorische Programme zu schon fertigen Inhalten überwindet. Ihr wisst, dass wir bisher eingeladen wurden, um als Kurator*innen zu Themen zu arbeiten, die bereits definiert sind, oder zu Programmen, die bereits definiert sind. Werden wir heute in unserer Zusammenarbeit über diesen Schritt hinausgehen und selber Themen vorschlagen können, die im Rahmen dieser Programme behandelt werden? Und die zweite Frage ist, ob diese Institution uns heute zeigt, dass sie sich in eine neue Art der Zusammenarbeit einfügt, indem sie sich nicht nur mit Staaten, sondern mit Gemeinschaften, den wahren Erb*innen der in diesen westlichen Museen vorhandenen Cultural Belongings (und im Übrigen auch ihren Eigentümer*innen) an einen Tisch setzen, um gemeinsam Entscheidungen zu treffen. Wird die Zusammenarbeit uns Antworten auf diese beiden Fragen geben?

Anna Schäfers: Achiles Bufure wünscht sich bessere Zugänglichkeit von Cultural Belongings.

Achiles Bufure: Vituo vilivyoko kwenye maboksi vikiwa vimefungwa vitolewe nje ili watu waweze kuviona watu wanaotoka nchi mbalimbali zilivyotoka hivi vitu. Tumeomba na imependekezwa kwamba wapewe nafasi ya kuja kuviona, kuvisoma na kuvitafsiri ili vipate maana kwa jamii yetu jamii zetu na hasa vijana ya kidunia wa wakati huu. Voice over: Die in geschlossenen Kisten aufbewahrten Gegenstände sollten zugänglich sein, sodass Menschen verschiedener Länder, besonders aus den Herkunftsländern, sie sehen können. Wir haben das gefordert und es wurde vorgeschlagen, dass diese Menschen herkommen können, um sie zu sehen, sie zu lesen und zu interpretieren. So können sie aus der Community Bedeutung gewinnen, so kann die heutige Jugend ihre Geschichte verstehen.

Katharina Erben: Achiles, Tina und Feride formulieren Hoffnungen und Wünsche für die Zukunft der GCA und ihrer Reference Group.

Achiles Bufure: Tumezungumza na tumetoa mapendekezo yetu na tungeomba yafanyiwe kazi na wale tutakao wachagua kwa kuwapa majukumu haya wapewe ushirikiano unaostahili ili waweze kuyatekeleza. Tunaomba chombo hiki (Global Cultural Assembly) kisiharibike. Kiendelee kuwepo. Haya mambo tuliyokuwa tunayajadili tunayoyajadili yaendelee kujadiliwa vizazi na vizazi ili tujenge ushirikiano na tutoe kutokuelewana ambapo pengine kumekuwepo kati ya wale waliotutawala na wale ambao walitawaliwa na hivyo kuwa mwanzo wa kuwa na mashirikiano na kutoa duku duku ambazo tulikuwa nazo moyoni. Voice over: Wir haben unsere Empfehlungen ausgesprochen und bitten darum, dass sie von denjenigen, die wir wählen, umgesetzt werden, indem wir ihnen diese Verantwortung übertragen, und dass ihnen die notwendige Zusammenarbeit gewährt wird, damit sie sie umsetzen können. Wir bitten darum, dass die GCA nicht zerstört wird. Sie sollte weiter bestehen. Die Dinge, die wir erörtert haben und weiter erörtern, sollten weiterhin von Generation zu Generation diskutiert werden. So können wir eine Zusammenarbeit aufbauen und Missverständnisse ausräumen, die zwischen denen, die uns beherrscht haben, und denen, die beherrscht wurden, bestanden haben, und die Zweifel in unseren Herzen ausräumen.

Augustine Moukodi: Donc, ce qui se passe en ce moment, ce n’est pas une conférence de plus. Ce n’est pas une assemblée de plus, c’est un mouvement global qui aspire à un changement profond dans la prise de décision des institutions muséales. Voice over: Was also gerade passiert, ist nicht eine weitere Konferenz. Es ist nicht eine weitere Versammlung, sondern eine globale Bewegung, die sich nach einer tiefgreifenden Veränderung in der Entscheidungsfindung von Museumsinstitutionen sehnt.

Katharina Erben: Treffen wie das der GCA sind wie eine Therapie für die Teilnehmenden, sagt Tina weiter. Zusammenzukommen und sich über Themen auszutauschen, die uns spalten und gleichzeitig verbinden, ist notwendig.

Feride Gençaslan: Das ist wie der kleine Tropfen, den die Ameise trägt, um das größte Feuer der Welt zu löschen, und es ist ein Funke Hoffnung. Und Hoffnung ist fürs Überleben essentiell.

Anna Schäfers: Hoffnung können wir in diesen Zeiten alle gebrauchen. Im Museum, in der Politik, in der Welt. Erzählt Euren Freund*innen und Familien von diesem Podcast, liked uns, abonniert uns, kommentiert. Wir hören uns in zwei Monaten wieder.

Katharina Erben: Das war „Gegen die Gewohnheit. Der Podcast zu neuen Formen der Zusammenarbeit im Ethnologischen Museum und im Museum für Asiatische Kunst.“ Produziert von speak low im Auftrag der Staatlichen Museen zu Berlin.

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